Weiße Sneakers, 2024
«Sorry, no Laptops on this table». Mit verblasster Schrift haftet der Aufkleber subtil in der linken Ecke des Holztisches. Obwohl ich das bewusste Pausemachen absolut unterstütze, verspüre ich, wie die sechs Worte Unbehagen in mir auslösen. Ist es die stumme und zugleich laute Vorschrift, die mich einengt oder die Absicht des Kaffees, so mehr Umsatz zu erzielen? Wahrscheinlich beides. Anstelle des Laptops lege ich stolz meine frisch ausgeliehenen Bücher der Uni Wien auf den kleinen Tisch. Bewusst überdecke ich damit den provozierenden Kleber. Der Titel meiner zuoberst liegenden Lektüre «Die Welt verändern lernen» vermischt sich mit dem Geschmack von geröstetem Kaffee und utopischen Freiheitsgedanken. Sie stimmen mich optimistischer. Die lebendige Atmosphäre des Kaffees treiben meine Motivation an. Vermeintlich langweilige Beats werden von den Mitarbeitenden weggedrückt, unterschiedliche Genres tanzen so schnell an mir vorbei, dass ich ihnen nicht mehr folgen kann. Am Rande meines Blickfelds trampeln bunte Turnschuhe umher, trinken Oatcappucinos, wippen im Takt und tauschen sich aus. Obwohl ich mich vor einigen Minuten nach Stimmen gesehnt hatte, bedrängen sie nun meinen Fokus, an dem ich angestrengt festzuhalten versuche. «Vielleicht geht's mit einem zweiten Kaffee besser», also bestelle ich nochmals einen. Auf Englisch, denn so ist es für das Personal einfacher, um Locals, Reisende oder Expads willkommenzuheissen. Ich balanciere Kaffee und Wasser auf einem viel zu kleinen Tablar zu meinem Platz, als ich drei weiße mainstream Sneakers am Tisch neben mir entdecke. Alle drei tragen Kapuzenpullover und helle Hosen.